Junge Frau mit dem Fahrrad-Airbag um den Hals
© Felix Strohbach

Airbag statt Helm: Der Hövding 3

Mein kunstvoll zusammengesteckter Dutt fällt in sich zusammen und meine Haare werden platt an den Kopf gedrückt. Genau dieses Gefühl und die damit verbundene Platt-Haar-Frisur hält mich häufig davon ab, meinen Fahrradhelm zu tragen. Mit dem Hövding sitzt die Frisur und der Fahrrad-Airbag ist sicherer als ein normaler Helm.

Der Fahrradhelm. Bis zur 6. Klasse habe ich ihn getragen, danach waren meine Freundinnen und ich „zu cool“ dafür. Entweder lag er dann zuhause oder baumelte nutzlos am Lenker meines Hollandrads. Bescheuert, denn das Leben als Fahrradfahrerin ist gefährlich.  445 FahradfahrerInnen sind 2019 im deutschen Straßenverkehr gestorben. (Quelle: Tagesschau) Laut der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V.(DGOU) können Fahrradhelme tödliche Hirnverletzungen um 60 bis 70 Prozent reduzieren.

Nahaufnahme vom Fahrrad-Airbag Hövding 3
Der Hövding 3 sitzt wie ein enger Schal um den Hals. © Felix Strohbach

Safety first

Zu cool gibt es nicht. Auch bekannte Aktivistinnen wie zum Beispiel dariadaria sind bekennende HelmfluincerInnen und Vorbild für viele FahradfaherInnen. Auch ich kenne die Horrorstorys von Fahradunfällen aus meinem direkten Umfeld.

Der Hövding im Alltag

Sicherheit geht vor, das ist klar. Mein Haarproblem ist trotzdem noch nicht gelöst. Doch da kommt der Hövding 3 ins Spiel. Der schwedische Fahrrad-Airbag verspricht einen umfassenden Schutz des Kopf- und Nackenbereichs und ist laut Hersteller achtmal sicherer als ein herkömmlicher Fahrradhelm. Wie ein schwarzer Schal liegt er um meinen Hals. Im Fall eines Sturzes löst der Airbag aus, wie im Auto. Während der Fahrt trackt der Hövding die Bewegungen der RadfahrerInnen 200 Mal pro Sekunde. Bei ruckartigen Stürzen oder einem Zusammenstoß löst der Airbag im Inneren des Kragens innerhalb von 0,1 Sekunden aus. Doch wie fühlt es sich an, mit so einem Airbag um den Hals Fahrrad zu fahren? (Auch interessant: Grüne Wege – Auf dem Fahrrad durch Berlin)

Junge Frau mit dem Hövding 3 um den Hals
Während der Fahrt ist der Hövding kaum spürbar. © Felix Strohbach

Der Hövding wiegt ungefähr 800 Gramm. Er fühlt sich hochwertig an, ist gut ausbalanciert und angenehm zu tragen. Durch sein cleanes Design ist er optisch zurückhaltend. (Wer mehr Muster will, kann den Hövding mit diesen Überzügen personalisieren.) Vor allem im Frühling und Herbst ersetzt er einen Schal und liegt perfekt an. Im Sommer wird es etwas warm, aber das ist immer noch angenehmer als bei 32 Grad unter einem Fahrradhelm zu schwitzen. Vor herabfallenden Ästen kann der Hövding nicht schützen. Auch Straßenbahnschienen können eine Gefahr für RadfahrerInnen darstellen. (Mehr dazu im Beitrag: Zwischen den Gleisen)

Einfaches Handling

Mit dem Reisverschluss schließt man den Hövding. Noch ist er nicht aktiviert. Sobald man auf dem Fahrrad sitzt drückt man eine Lasche von rechts nach links über den Reisverschluss. Es ertönt ein kurzes „dü düm“ und ein kleines Lämpchen vorne am Hövding fängt an grün zu leuchten. Der Airbag ist aktiviert. Sobald ich mein Ziel erreiche, löse ich die Lasche wieder und der Hövding zeigt mit einem weiteren akustischen Signal an, dass er deaktiviert ist.

Der Hövding 3 hat einen USB-C-Anschluss zum laden.
Aufladen lässt sich der Hövding 3 über USB-C. © Felix Strohbach

Keine Angst vorm Auslösen

Ich fahre über Bodenwellen, niedrige Bordsteinkanten und unebene Straßen. Der Hövding gibt keinen Ton von sich und sitzt angenehm. Anfangs war ich unsicher, ob er nicht bei größeren Bodenwellen oder stärkeren Bremsungen auslöst. Das tut er nicht. Die dritte Version des Hövding wurde so optimiert, dass der Airbag genau erkennt, ob es sich um einen Sturz handelt oder nur einen schlechten holprigen Fahrradweg. Mit dem Hövding fühle ich mich gut beschützt und fahre im Regen und Sonnenschein durch die Stadt. Der Airbag ist für den urbanen Raum konzipiert. Zum Downhill Biken in den Bergen sollte man ihn auf keinen Fall benutzen.

Die App des Hövding 3 auf dem Smartphone
Über die App lassen sich die gefahrenen Kilometer erfassen. © Felix Strohbach

Fazit: Hövding 3

Ich lade meinen Hövding bei täglichen Fahrten mit dem Fahrrad ungefähr einmal im Monat. Der Akku hält laut Hersteller mindestens 15 Stunden. Mit der Hövding-App kann man außerdem die Fahrten tracken und die CO2 Einsparung im Vergleich zum Auto sehen. Außerdem ist hier ein Notfall-Kontakt hinterlegt. Löst der Airbag aus, bekommt mein Notfallkontakt eine Nachricht, dass ich einen Unfall hatte. Bis jetzt musste der Hövding noch nicht auslösen und ich fahre entspannt und unfallfrei. Sollte ich jemals in einen Unfall verwickelt sein, bin ich froh, dass mich der Hövding Fahrrad-Airbag begleitet.

Der Neupreis des Hövding 3 liegt bei etwa 300 Euro. Wenn der Airbag einmal ausgelöst wurde, kann man ihn für 200 Euro beim Hersteller ersetzen lassen.

Disclaimer: Der Hövding 3 wurde uns als Presse-Sample zur Verfügung gestellt. Der Hersteller hatte keinen Einfluss auf diesen Beitrag. Alle Fotos sind selbstgemacht.

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