Im eigenen Auto sitzen, Popcorn knuspern und durch die Windschutzscheibe auf die Leinwand schauen. Autokinos kannte ich lange nur aus US-amerikanischen Filmen und Serien der 80er-Jahre. Während der Pandemie erlebten sie auch in Deutschland und Österreich einen Aufschwung. Leider sind sie nicht für alle Menschen zugänglich. Zum Beispiel für mich, denn ich besitze kein Auto und extra eins mieten wollte ich auch nicht. Stattdessen war ich bei einem Fahrradkino. Hier musste ich strampeln, damit der Film weiter geht. Dafür war der Eintritt gratis.
Weniger Führerscheine, mehr Fahrradkinos!
Immer weniger Menschen haben einen Autoführerschein. 2004 haben in Deutschland fast 1,1 Millionen Menschen einen Pkw-Führerschein gemacht, 2020 waren es weniger als 850.000 (Quelle: KBA). Es gibt also jedes Jahr mehr Menschen ohne Führerschein. Dadurch schrumpft auch die Zielgruppe der Autokinos und es wird Zeit für die Fahrradkinos. Während das Fahrrad im Zug extra kostet, ist die Fahrradmitnahme hier sogar gewünscht. Das Treten in die Pedale versorgt den Projektor und das Soundsystem mit Strom. Fahrradkinos brauchen keinen Stromanschluss und funktionieren deshalb fast überall. Zum Beispiel in einer leer stehenden Lagerhalle in Innsbruck.
Hinterrad einspannen und in die Pedale treten
Bis zu fünf Personen müssen gleichzeitig strampeln, damit sich die Bilder auf der Leinwand bewegen. Alle anderen können es sich auf den Stühlen gemütlich machen. Für die Stromerzeugung eignet sich fast jedes Fahrrad. Das Hinterrad wird aufgebockt und an einem Generator befestigt. Über lange schwarze Kabel fließt der Strom in einen Akku, der ihn dann an Laptop, Projektor und Lautsprecher weitergibt. Jedes Fahrrad sollte konstant Strom erzeugen, damit es keine Engpässe gibt. Wenn die Fahrenden wechseln, überbrückt der Akku die fehlende Energie.
Fazit: Erlebnis Fahrradkino
Der Film ist ohne Probleme durchgelaufen und auch das Strampeln war nicht besonders anstrengend, weil wir häufig durchgewechselt haben. Optimierbar wäre nur die Lautstärke der Fahrradreifen auf den Generatoren, besonders die der Mountainbikes. Bei ruhigen Filmszenen hat man die Reifengeräusche deutlich gehört. Übertönt hat das nur die Musik und das Gefühl, dass das Kino durch die Pedale der Fahrräder und die Zusammenarbeit der KinobesucherInnen funktioniert. Besonders für Menschen, die sich schwertun über eine Stunde auf einem Stuhl zu sitzen, war das Radfahren während dem Kinofilm eine willkommene Abwechslung.
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