Schwere Blumentöpfe oder ausgewachsene Hunde transportieren. Ohne Auto klingt das anstrengend. In Innsbruck kann man sich deshalb kostenlos ein Lastenrad leihen.
Tontöpfe klappern und kleine orange Farbtupfer zittern zwischen den Blättern. Vor mir in der Transportkiste sind 45 Liter Blumenerde, sechs Blumentöpfe und ein kleiner Kumquat-Baum. Der Radweg führt leicht bergauf. Mit zwei Fingern drehe ich den linken Griff bis zum Anschlag nach hinten und trete sanft in die Pedalen. Mein Oberkörper neigt sich durch die Beschleunigung leicht nach hinten und das Lastenrad trägt mich unbeschwert die Steigung hinauf.

Bis zu 100 Kilo kann ich mit dem Lastenfahrrad transportieren ohne zu schwitzen. Drei dicke Reifen stabilisieren das Fahrrad auch im Stand und dank des 250 Watt Elektromotors komme ich bei jedem Ampelstart zügig vom Fleck. Dabei lasse ich die Pedalen laufen als ginge es bergab und erreiche auf der Geraden trotzdem schnell 30 km/h.
Die Kurve kratzen
Beflügelt von dieser Leichtigkeit lenke ich ungebremst in die nächste Rechtskurve. Plötzlich vibriert der Lenker und der linke Reifen hebt ab. Sofort ziehe ich beide Bremshebel. Die Vorderreifen blockieren und die Bremsen quietschen. Durchgeschüttelt komme ich zum stehen. Glück gehabt. Für 30 km/h in der Kurve ist das Fahrwerk zu steif und das steht auch auf der Webseite: „Es ist und bleibt ein Lastenrad und sollte nicht wie ein Rennrad gefahren werden.“ Stimmt, ich habe es mir ja auch nicht zum um die Ecke schießen ausgeliehen.

Platz für zwei Hunde
Mit dem Daumen drücke ich die beiden Alu-Schnallen auf, die das vordere Brett der Transportkiste halten. Das Brett ziehen ich nach oben und nehme es heraus. Jetzt muss ich mich nicht mehr über die Kiste bücken, um meinen Einkauf heraus zu heben und kann bequem von vorne ausladen.
Auch für Labrador Lieke und Goldie Nala ist es bequemer in die Kiste zu springen, wenn das vordere Brett herausgenommen wurde. Auch zu zweit haben sie ausreichend Platz. Sie können ihre Schnauzen während der Fahrt auf den Rand der Transportkiste legen und die Zungen im Wind flattern lassen. Im Kofferraum vieler Autos ist es für die beiden deutlich enger und frische Luft bekommen sie dort nicht. Auch im kleinsten Elektrofahrzeug von Renault weht von beiden Seiten der Fahrtwind herein und es passt immerhin ein Pudel hinter den Vordersitz. Mehr dazu: 7 Jahre mit dem Twizy.

Die Lara-Idee
Für ein autofreieres und damit lebenswerteres Innsbruck wurde 2015 der Verein Lara – Lastenrad Kooperation Innsbruck gegründet. Im gleichen Jahr wurde der Verein durch die Initiative Ideenkanal Tirol ausgezeichnet und mit Spenden aus der Bevölkerung konnte der Verein das erste Lastenfahrrad kaufen. Die Idee ist bei den InnsbruckerInnen gut angekommen und deshalb stehen heute sogar zwei kostenlose Lastenräder zur Verfügung. Die Reparatur und Instandhaltung der Lastenräder kostet weiterhin Geld, deshalb freut sich der Verien über jede Spende, die auf dem paypal-Account oder dem Vereins-Konto eingeht. Mehr dazu findet Ihr hier.
Kostenlos ausleihen
In Innsbruck stehen zwei Lastenräder bereit. Eins der Marke Christiania und eins vom Hersteller Bullitt. Auf der Webseite konnte ich das Lastenrad Christiania ohne Registrierung mit meiner E-Mail-Adresse reservieren und an der genannten Verleihstation abholen. Für die Abholung musste ich ein Formular ausfüllen, das man auf der Webseite herunterladen kann. Ausweisnummer, Adresse und zwei Unterschriften, fertig. Schon wurden mir der herausnehmbare Akku und die Schlüssel für das Lastenrad überreicht. Nach spätestens drei Tagen musste ich es wieder zurück bringen. Um das Laden des Akkus kümmert sich die jeweilige Verleihstation.

Mehr zum kostenlosen Lastenrad in Innsbruck findet Ihr auf lastenrad-innsbruck.at.
Auch in anderen österreichischen Städten gibt es kostenlose Lastenfahrräder auf der Webseite das-lastenrad.at.
Für Lastenräder in deutschen Städten gibt es hier eine Übersicht: dein-lastenrad.de.