Machu Picchu wird jedes Jahr von Millionen Touristen besucht. Wer die Inka-Stadt trotzdem für sich alleine möchte, reist am besten virtuell.
Kaum ein Ort in Südamerika lockt so viele Touristen an wie Machu Picchu. Um dieses UNESCO-Weltkulturerbe nicht zu gefährden, sollte die maximale Besucherzahl eigentlich auf 800 Menschen pro Tag reduziert werden. Während der COVID-19-Pandemie war dort deutlich weniger los und während des Lockdowns durfte monatelang niemand die Inka-Stadt in Peru besuchen. Virtuell konnte man die Stadt immer bereisen. Dabei minimiert man nicht nur das Infektionsrisiko, sondern kann auch eine exklusive Führung genießen, die in der Realität nicht möglich wäre.
Lamas fotografieren
Um mich mit der Steuerung der VR-Brille vertraut zu machen, werde ich aufgefordert, ein paar Lamas in Szene zu setzen. Überall grasen die flauschigen Pflanzenfresser. Als ich näher an ein Lama herantrete, richtet es sich auf, legt den Kopf in den Nacken und spuckt mich plötzlich mit voller Wucht an. Virtuelle Spucke ist zwar harmlos, ein gutes Foto konnte ich trotzdem nicht machen. Mit etwas Geduld und Abstand gelingt mir schließlich ein zufriedenstellendes Bild. In der virtuellen Antarktis durfte ich statt Lamas Königspinguine, Wale und Robben fotografieren. (Mehr dazu im Beitrag: Virtual Mobility: Mit einer VR-Brille in die Antarktis)
Inka-Rituale miterleben
Lila Maiskolben, menschliche Schädel, bunte Blumen und verzierte Tonkrüge. Zu den Füßen eines aufrecht sitzenden Leichnams liegen Opfergaben auf einem Teppich. Fackeln brennen und traditionelle Musik begleitet das Ritual.
Als Fotograf soll ich Detailaufnahmen für die nächste Ausgabe von National Geographic machen, sagt mir meine virtuelle Reiseführerin. Nachdem ich meine Aufgabe erfüllt habe, wird mir ein weiteres Highlight nach Sonnenuntergang versprochen. In der Realität dürfte sich zu dieser Zeit niemand mehr in Machu Picchu aufhalten.
Machu Picchu bei Nacht
Ein kurzer Zeitsprung. Der hellste Punkt ist jetzt der Mond, der das Licht der Sonne auf die alten Gemäuer und Steinstufen reflektiert. Auf einmal werden die Häuser mit Strohdächern bedeckt und überall entzünden sich Fackeln. Vor mir sprießt plötzlich der Mais aus dem Boden, bis alle Terrassen damit bewachsen sind. Meine virtuelle Reiseführerin erklärt mir, dass es in etwa so auch im 15ten Jahrhundert ausgesehen haben könnte.
Damals gab es weniger Lichtquellen und die Sterne waren besser zu sehen. Über mir zeichnet sich immer deutlicher die Milchstraße ab, während mir die unterschiedlichen Sternbilder erläutert werden. Zum Abschluss schieße ich ein Cover-Foto im Hochformat von Machu Picchu bei Nacht, dann ist mein kurzer Ausflug nach Peru vorbei. Noch bin ich mir nicht sicher, ob diese virtuelle Reise mein Fernweh gestillt oder befeuert hat. Fest steht: Nicht nur preislich hatte diese Reise einige Vorteile.
Das Fazit meiner Reise
Kein verspäteter Flug, keine Touristenmassen und kein anstrengender Aufstieg durch die Anden. Bequemer und exklusiver kann eine Reise nach Machu Picchu kaum sein, umweltfreundlicher auch nicht. Ob diese virtuelle Reise eine echte ersetzen kann, weiß ich nicht. Ich muss sicher nicht wie Millionen Menschen vor mir mein eigenes Gesicht zwischen die Kamera und die Überreste der Inka-Stadt halten, die Lamas streicheln würde ich aber schon gerne. Zum Glück gibt es Lamas und Alpakas nicht nur in Peru, sondern auch in Deutschland, Österreich und Südtirol.
Disclaimer: Die VR-Brille Oculus Rift habe ich als Presse-Testgerät zur Verfügung gestellt bekommen. Der Hersteller hatte keinen Einfluss auf diesen Beitrag. Zum Hersteller: oculus.com.