Autor Felix Strohbach mit dem Velomobil im Englischen Garten
© Felix Strohbach

Citkar Loadster: Ein Velomobil mit Transportbox

Der Citkar Loadster ist ein Velomobil mit Windschutzscheibe, Blinker und Lenkrad. Ich bin damit durch den Englischen Garten in München pedaliert, ohne Stress und Schweiß. Nur an einer Stelle entlang der Isar musste ich mit brennenden Waden auf halbem Weg umdrehen.

Die Blätter rauschen in der morgendlichen Brise und übertönen den Berufsverkehr auf dem Mittleren Ring. Unter den Reifen rasseln Kieselsteine und vor mir schlängelt sich der breite Radweg über den Eisbach und entlang grüner Wiesen. Hier im Englischen Garten abseits der Autos, ist das Radfahren ein Vergnügen. Ein Glück, dass der Citkar Loadster trotz seiner Auto-Optik auf dem Fahrradweg zugelassen ist.

Elektro Velomobil mit Pedelec-Zulassung

Leider begrenzen die gesetzlichen Vorgaben zu einer maximalen Motorleistung von 250 Watt, egal wie voll die Transportbox oder wie steil der Radweg ist. Schnell ist der niedrigste Gang erreicht. Ich spüre, wie der Motor sich seiner Belastungsgrenze nähert und versuche, es durch kräftiges Strampeln auszugleichen. Vergebens, der Weg ist zu steil. Mitten in der Steigung muss ich aufgeben und mit beiden Händen die Bremsen ziehen, um nicht rückwärtszurollen. Mit jedem anderen E-Bike wäre diese Steigung ein Klacks gewesen, doch der Loadster wiegt 150 Kilogramm ohne Zuladung.

Lenkrad mit Tacho im Citkar Loadster
Gelenkt wird hier wie bei einem Auto. Gestrampelt wie bei einem Pedelec. © Felix Strohbach

Mehr Leistung bitte!

Der Citkar Loadster hat für sein Gewicht zu wenig Power und bei meiner Testfahrt war die Transportbox nicht ansatzweise voll. Grund für die beschränkte Leistung ist das EU-Recht für die Fahrzeugklasse Pedelec. Mit einer Zulassung als S-Pedelec wäre mehr Leistung und Geschwindigkeit möglich, aber wir dürften damit nicht mehr auf den Radweg und bräuchten ein Versicherungskennzeichen.

Am besten wäre deshalb eine Änderung des EU-Rechts. Der Fachverband für leichte elektrische Fahrzeuge (LEVA-EU) setzt sich deshalb für eine gesetzliche Änderung ein. Unternehmen wie Microlino aus der Schweiz und Podbike aus Norwegen unterstützen den Verband und er konnte bereits etwas bewirken: „Im Juli 2020 gab TRL, das globale Zentrum für Innovation im Bereich Transport und Mobilität bekannt, dass die Europäische Kommission sie beauftragt hat, die Regeln für alle Formen von leichten elektrischen Fahrzeugen zu überarbeiten“, schreibt der Fachverband auf seiner Webseite. Ob und wann sich etwas ändert, bleibt abzuwarten. (Auch interessant: Sonntagsfahrt mit dem Solar Velomobil)

Citkar Loadster von vorne
Von vorne sieht der Citkar Loadster eher aus wie ein schmales Auto. © Felix Strohbach

Fazit: Upgrade auf S-Pedelec

Der Citkar Loadster ist hochwertig verarbeitet und hat jede Menge Stauraum, aber die Motorleistung ist zu gering. Weil es nicht absehbar ist, wann und ob es eine Änderung im EU-Recht geben wird, wäre es für dieses Lastenfahrrad sinnvoller, vorerst die Fahrzeugklasse zu wechseln. Die Zulassung als S-Pedelec könnten den Loadster auch für Paketdienste und Lieferservice in hügeligeren Regionen interessant machen. Im flachen Land und in engen Innenstädten hat der Citkar Loadster heute schon viele Vorteile. 

Du liest lieber offline? Der komplette Beitrag ist im Printmagazin arrive zu finden. Mehr zur Ausgabe 03 2022.

Citkar Loadster von der Seite
Als S-Pedelec dürfte der Citkar Loadster nicht mehr durch den Englischen Garten fahren und bräuchte ein Versicherungskennzeichen. © Felix Strohbach

Disclaimer: Ich bin auf eigene Kosten zur Probefahrt angereist und konnte das Fahrzeug einen Vormittag lang testen. Der Hersteller hatte keinen Einfluss auf diesen Beitrag und alle Fotos habe ich selbst gemacht.

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