Ein Elektroauto zwischen Schnee und Matsch
© Felix Strohbach

Mit dem Elektroauto ins Skigebiet

Minusgrade und steile Bergstraßen verringern die Leistung eines Lithium-Akkus. Wir sind zu viert in einem Elektroauto von Innsbruck bis ins Skigebiet Kühtai gefahren und mit vollem Akku zurückgekehrt.

193 Kilometer zeigt das Display über dem Lenkrad. Es hat unter null Grad und vor uns liegen über 40 Kilometer vereiste Bergstraßen. Vor dem Start legen wir einen Rücksitz um und stapeln drei Paar Skier, Stöcke, Skischuhe und ein Snowboard in den Kofferraum. Währenddessen bringt die Scheibenheizung das Eis auf dem Auto zum schmelzen, wir müssen nicht kratzen und der Motor muss dafür nicht warm laufen.

Tacho und Lenkrad im Hyundai Ioniq
Mit vollem Akku sind je nach Fahrweise bis zu 280 Kilometer möglich. © Felix Strohbach

Aufbruch ins Skigebiet

Nachdem alles verstaut ist, rollen wir gemächlich stadtauswärts an zugeschneiten Fahrzeugen vorbei und fahren auf die Autobahn. (Bilder von zugeschneiten Autos gibt es im Beitrag: Die Stadt im Schnee) Auf weiten Teilen der Inntalautobahn gilt Tempo 100 für alle, außer für Elektroautos. Die Buchstaben IG-L auf den Autobahnschildern erlauben elektrischen Fahrzeugen bis zu 130 km/h. IG-L steht für das Immissionsschutzgesetz-Luft, dieses Gesetz soll den Schadstoffausstoß auf den Autobahnen reduzieren und Elektroautos sind deshalb davon ausgenommen.

Skiausrüstung im Kofferraum des Elektroauto
Mit einem umgeklappten Sitz bietet der Hyundai Ioniq genug Platz für vier Personen und Skiausrüstung. © Felix Strohbach

Bevor wir von unserem Privileg richtig Gebrauch machen können, fahren wir von der Inntalautobahn ab. Die Straße wird jetzt kurviger, schmaler und steiler. Andere Autos sehen wir kaum, denn es ist Freitag Morgen und viele sind erst am Wochenende auf der Piste. Kleine Dörfer mit weißen Dächern ziehen vorbei. Immer wieder blitzt die Sonne zwischen den Berggipfeln hindurch und bringt die beschneiten Berghänge vor uns zum Glitzern. Wir durchfahren Tunnel mit offenen Galerien und überfahren zugefrorene Weidegitter, bis die ersten Sessellifte zu sehen sind.

Gangschaltung im Elektroauto
Automatik: Über diese vier Tasten werden die Gänge gewählt. © Felix Strohbach

Ankunft im Skigebiet

Noch stehen die Lifte, denn es ist erst kurz vor neun Uhr. Genug Zeit, um mit dem Elektroauto ins Zentrum des Skigebiets zu rollen, wo mehrere freie Ladestationen warten. Die verbleibenden 55 Prozent Akkuleistung reichen für den Rückweg, nachdem das Elektroauto sowieso mehrere Stunden hier stehen wird, laden wir es trotzdem. Außerdem lässt sich die Heizung im Hyundai Ioniq während eines Ladevorgangs zeitlich programmieren und für circa drei Euro halten sich auch die Kosten dafür in Grenzen. Um 12:30 Uhr werden die Pisten abgefahren und das Auto warm sein. Auch den elektrischen Mini Cooper kann man vorheizen, sogar via App. (Mehr dazu: Kein Auto für die Stadt)

Elektroauto an der Ladestation im Skigebiet
Während wir auf der Piste sind lädt das Elektroauto. © Felix Strohbach

Skifahren während Corona

Kein Anstehen an den Liften, private Gondeln und jede Menge Platz auf den Pisten. Weniger Infektionsrisiko geht kaum. So entspannt und exklusiv wird das Skifahren für Einheimische nicht immer sein. Das Einzige, was etwas stört, sind die FFP2-Masken. Für die privilegierte Situation während des Lockdowns auf die Piste zu dürfen, würden wir das auch in Zukunft immer in Kauf nehmen.

Blick aus einer leeren Gondel ins Kühtai
Wir profitieren von den leeren Pisten und Gondeln. © Felix Strohbach

Nach fast vier Stunden auf den Brettern zwicken die Waden und der Magen knurrt. Die Hütten sind alle geschlossen, aber unten im Ort gibt es Pizzen zum Mitnehmen. Gestärkt setzen wir uns ins warme Elektroauto und verlassen das Skigebiet. Wir sind müde und der Akku ist voll.

Zu viel Energie

Von über 2.000 geht es zurück auf unter 600 Meter. Mit den Wippen an der Rückseite des Lenkrads kann ich als Fahrer zwischen drei Rekuperationsstufen wählen oder das Elektroauto ungebremst segeln lassen. Nachdem der Akku schon komplett vollgeladen ist, wird die Rekuperation zwischendurch deaktiviert und ich muss stattdessen bremsen. Als wir eine dreiviertel Stunde später das Ortsschild von Innsbruck passieren, ist der Akku immer noch bei 100 Prozent.

Wippe für die Rekuperation am Lenkrad des Elektroauto
Über die Wippen am Lenkrad kann man die Stärke der Rekuperation anpassen. © Felix Strohbach

Erst als das Auto geparkt vorm Haus steht, fällt die Anzeige auf 98 Prozent. Der Verbrauch des Hyundai Ioniq 3 lässt sich bei sehr moderater Fahrwiese auf 10,7 kWh pro 100 Kilometer drücken. Unsere 40 Kilometer lange Rückfahrt hat nur zwei Prozent des Akkus gebraucht. Wenn ich das nächste Mal in einem Verbrenner bergab bremsen muss, werde ich zwangsläufig daran denken, wie die Energie an den Bremsscheiben verpufft. Es wird sich verschwenderisch und rückschrittlich anfühlen. Sollte ich in Zukunft die Wahl haben, werde ich mich immer dafür entscheiden, mit dem Elektroauto ins Skigebiet zu fahren. (Auch interessant: Leise durch die Dolomiten)

Elektroauto vor Ladestationen im Skigebiet

Mehr zu den technischen Daten des Fahrzeugs steht hier: Datenblatt Hyundai Ioniq.

Disclaimer: Den Hyundai Ioniq haben wir über das Green Energy Center gemietet. Gezahlt haben wir alles selbst und weder die Autovermietung, noch der Hersteller hatten Einfluss auf diesen Text.

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