Ohne Helm in die Kurve legen wie bei einem 50er Roller. Vor Regen geschützt und bei Sonne mit offenem Dach fahren. Der Carver electric bietet Platz für zwei Personen und zieht interessierte Blicke auf sich, egal wohin man fährt. Dieser dreirädrige Kabinenroller könnte eine Twizy Alternative sein.
Rot blüht der Mohn auf den Feldern und rot sind die Gurte im Innenraum des Carver. Im nordrhein-westfälischen Ort Tüddern direkt an der Grenze zu den Niederlanden ist der einzige Händler, der den elektrischen Kabinenroller auf dem Hof stehen hat. Nachdem mir Inhaber Alexander von der Forst die vielen Knöpfe und Kniffe des Fahrzeugs erklärt hat, rolle ich los.
Bitte nicht umkippen
Beide Hände am Sportlenkrad biege ich auf die Hauptstraße und beschleunige. Als der Tacho 48 km/h zeigt, muss ich auf die Bremse steigen. Die Straße vor mir mündet in einen Kreisverkehr und die Rekuperation ist viel zu schwach, um mich auszubremsen. Mit ordentlich Restgeschwindigkeit fahre ich in den Kreisverkehr ein. Ich spüre ein Kribbeln im Bauch und meine Hände werden schwitzig, denn der Carver neigt sich heftig in die Kurve. Es fühlt sich falsch an. Sofort verlasse ich den Kreisverkehr und ziehe das Lenkrad wieder gerade. Wirklich wohl habe ich mich in der Schräglage nicht gefühlt, wahrscheinlich eine Frage der Routine.
Um mich daran zu gewöhnen, fahre ich direkt in den nächsten Kreisverkehr und lege mich noch stärker in die Kurve. Plötzlich spüre ich einen Schlag an der linken Seite. Der Carver hat aufgesetzt. Bei der nächsten Möglichkeit fahre ich rechts ran. An beiden Seiten des Kabinenrollers sind direkt vor den Hinterrädern Stangen montiert, die aussehen wie Griffe. Sie begrenzen den Gard der Neigung, indem sie ab einem gewissen Winkel seitlich auf den Boden aufsetzen. Das ist im ersten Moment beunruhigend, denn dieser Punkt wird schnell erreicht und sorgt für einen kurzen Schock. Beim Renault Twizy neigt sich die Fahrzeugkabine nicht. (Mehr dazu: Think smaller: 7 Jahre mit dem Twizy)
Ist der Carver eine Twizy Alternative?
Nicht nur durch die gewöhnungsbedürftige Neigetechnik DVC™ (Dynamic Vehicle Control) wirkt der Carver wackeliger als der Twizy. Auch das fehlende vierte Rad und das mit Knöpfen, Anzeigen und Staufächern vollgestopfte Cockpit lassen den elektrischen Kabinenroller weniger hochwertig wirken. Außerdem ist die Zulassung als 50er-Roller beschränkend. Mehr Leistung und eine höhere Geschwindigkeit wie bei der 80 km/h-Variante des Twizy, würden auch dem niederländischen Zweisitzer gut stehen.
Die Vorteile des Carver sind der niedrigere Einstiegspreis und der größere Stauraum. Auch das einrollbare Stoffdach und die abnehmbaren Fensterscheiben sind sinnvolle Merkmale, die der Twizy nicht hat. Beide Leichtahrzeuge eigenen sich als Aufmerksamkeitsmagneten und stellen sich dem Trend der immer größer und schwerer werdenden Autos entgegen. Es gibt nicht viele Twizy Alternativen, deshalb ist jedes dieser effizienten, leichten, ressourcen- und platzsparenden Fahrzeuge ein Zugewinn für uns alle. Eine weitere Twizy Alternative ist das Weezl. (Mehr dazu: Mit dem Weezl trocken durch die Stadt) Mit dem Carver bekommt man ein wetterfestes Elektrofahrzeug für die Stadt und das Umland. Der Kabinenroller macht Spaß, ist alltagstauglich und eignet sich für alle, die gerne auffallen.
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Disclaimer: Der Carver electric wurde mir vom Automobilhandel von der Forst für eine Probefahrt zur Verfügung gestellt. Der Hersteller hatte keinen Einfluss auf diesen Beitrag. Alle Fotos sind selbstgemacht.