Tiny House im Grünen mit Solarpaneelen auf dem Dach
© Felix Strohbach

Mobil und autark leben im Tiny House

Jahrzehnte lang Kredite abzahlen und am gleichen Ort wohnen. Das klingt nicht für alle verlockend. Mit einem Tiny House kann man die eigenen vier Wände überall hin mitnehmen und sich von steigenden Stromkosten unabhängig machen. Wir haben für zwei Nächte ausprobiert, wie komfortabel autark leben in einem Tiny House sein kann.

Küche, Bad, Bett und Wohnzimmer auf 25 m². Das klingt erst mal eng, doch durch die geschickte Raumeinteilung und Einrichtung ist der sogenannte Wohnwagon geräumiger als gedacht. Heizen können wir mit einem Holzofen und der Strom kommt von den Solarpaneelen auf dem Dach. Tagsüber wird damit der Lithium-Akku im Boden des Tiny Houses geladen. Wer ein bisschen auf den eigenen Stromverbrauch achtet, kann damit energietechnisch autark leben. (Auch interessant: Solarstrom selbst erzeugen)

Esstisch und Stühle im Wohnwagon
Der Wohn- und Essbereich des Wohnwagons inklusive Schaukel. © Felix Strohbach

Unabhängig vom Strompreis

Auf dem Display neben der Eingangstür steht der Akkustand in Prozent. Außerdem zeigt es den momentanen Stromverbrauch und die Leistung der Solaranlage. Wer nicht komplett autark leben möchte, kann den Wohnwagon zusätzlich am Stromnetz anschließen und bei Bedarf darauf zurückgreifen. Dasselbe gilt für die Wasserversorgung. Zusätzlich kann man den Wohnwagon mit einer natürlichen Kläranlage ausstatten und damit das Regenwasser aufbereiten. Duschen und Geschirrspülen ist damit problemlos möglich, nur für Trinkwasser muss ein zusätzlicher Filter eingebaut werden. Die Toilette kommt ohne Wasser aus.

Display für Stromverbrauch und Solarleistung
Mit Hilfe des Displays behält man den Überblick über den eigenen Stromverbrauch. © Felix Strohbach

Toilette ohne Spülung

Im Durchschnitt verbrauchen wir in Deutschland 34 Liter Trinkwasser am Tag nur für die Toilettenspülung (Quelle: statista.de). Dabei entstehen Unmengen an Abwasser, das aufwendig aufbereitet werden muss. Bei einer Trenntoilette entsteht stattdessen Dünger für den Garten. Die Fakten sprechen für sich, trotzdem waren wir skeptisch, wie praktikabel und angenehm das sein kann. Wir wurden positiv überrascht: Die Toilette war komplett geruchsneutral und auf die Spülung haben wir nicht vermisst. Wie genau das funktioniert, wird in diesem Video erklärt.

Weiße Trenntoilette im Badezimmer des Wohnwagon
Auf den ersten Blick sieht die geruchsneutrale Trenntoilette nicht sehr anders aus. © Felix Strohbach

Günstiger als ein Haus

Einen vollausgestatteten und vollautarken Wohnwagon gibt es bereits für unter 95.000 Euro (Hier geht es zur Preisauflistung). Im Vergleich zu einem Haus oder einer Eigentumswohnung ist das wenig, sogar ein elektrischer Camper-Van kann vollausgestattet mehr kosten (z.B. Beim Vanlife im Elektrobus: Unterwegs im Mercedes EQV). Leider darf man den Wohnwagon nicht überall aufstellen, sondern nur auf Bauland oder Campingplätzen. Baurechtlich erfüllt der Wohnwagon bereits alle Vorschriften und das spürt man auch. Während unseres dreitägigen Probewohnens hatten wir nicht das Gefühl in einer provisorischen Behausung zu leben.

Autor Felix Strohbach im Eingang des Wohnwagons mit einem Huhn
Tagsüber haben wir oft Besuch von freilaufenden Hühnern bekommen. © Ruth de Carné

Fazit: Mobil und autark leben

Morgens zwitschern die Vögel und abends knistert das Feuer. Drei Tage energieautark zu leben war dank moderner Technik ohne Probleme möglich, nur das Elektroauto konnten wir nicht direkt am Wohnwagon laden. Dafür hätte die Leistung der Solaranlagen auf dem Dach und die Kapazität des Lithium-Akkus im Boden nicht gereicht. Die perfekte Ergänzung wäre deshalb ein Solarfahrzeug, das sich selbst lädt und als zusätzliche Stromquelle dient (Mehr dazu: Sono Motors: Solarauto zum Teilen).

Das Probewohnen im Tiny House fanden wir insgesamt komfortabel. Praktisch ist vor allem, dass man einen Wohnwagon mithilfe eines Unimogs überall mithinnehmen kann, denn das Tiny House steht auf Rädern. Der Ansatz von Geschäftsführerin Theresa Mai ist rundum zeitgemäß: „Die ganze Welt ist flexibler geworden, wir wechseln Arbeitsplätze und nehmen dafür oft weite Strecken in Kauf, wieso also nicht auch das Wohnen mobiler gestalten?“

Blick vom Bett in Richtung Badezimmer im Wohnwagon
Der Innenraum des Wohnwagons war geräumiger als erwartet. © Felix Strohbach
© Felix Strohbach

Disclaimer: Wir haben zwei Nächte im Wohnwagon Frieda bei Gutenstein in Niederösterreich verbracht. Bezahlt haben wir alles selbst und das Unternehmen Wohnwagon hatte keinen Einfluss auf diesen Beitrag.

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