Der elektrische Kleinwagen Opel Rocks-e während der Fahrt
© Alexander Bonn / Opel

Der elektrische Kleinwagen Opel Rocks-e im Test

Autofenster werden heruntergekurbelt und die Blicke für einen Moment vom Smartphone gelöst. Der elektrische Kleinwagen Opel Rocks-e ist ein Aufmerksamkeits-Magnet. Bevor ich Fragen beantworten muss, ziehe ich den Kopf ein und winde mich in den Innenraum. Bis hierhin ist das Erlebnis ähnlich wie mit einem Supersportwagen. Erst als ich die Tür zuziehe, den Schlüssel umdrehe und nach dem Vorwärtsgang suche, wird klar, in was ich sitze: in einem der günstigsten E-Fahrzeuge Deutschlands.

Mit den Fingern taste ich den Bereich hinter dem Lenkrad ab, auf der Suche nach dem Vorwärtsgang. Zwischen den Sitzen finde ich nur eine manuelle Handbremse. Nachdem ich ein paar Mal auf dem Sitz hin und her gerutscht bin, offenbaren sich links vom Fahrersitz drei Gangwahlknöpfe. Sie waren von meinem Mantel überdeckt. Hier hätte ich eher den Knopf für die Sitzheizung erwartet, leider gibt es die im Opel Rocks-e nicht. Aktivieren kann man nur eine Scheibenheizung, die jegliches Gespräch im Innenraum übertönt. Während der Fahrt relativiert sich das Geräusch durch das Rollgeräusch der Reifen, den Elektromotor und den Fahrtwind.

Autor Felix Strohbach im Opel Rocks-e mit offener Tür
Ungewöhnlich: Die Tür auf der Seite des Fahrenden öffnet nach hinten und auf der anderen Seite nach vorne. © Alexander Bonn / Opel

Elektrische Kleinwagen mit spartanischer Ausstattung

Die Temperatur liegt heute ein paar Grad über dem Gefrierpunkt und schon nach den ersten Kilometern beschlagen die Seitenscheiben. Die runden Seitenspiegel verschwinden hinter dem trüben Glas und der Rückspiegel an der Windschutzscheibe ist sehr klein. Ich öffne das seitliche Klappfenster, damit die Scheiben wieder frei werden. Jetzt strömt auch kalter Fahrtwind in die Kabine, deshalb schließe ich das Fenster wieder. Zum Glück bietet der Opel Rocks-e durch seine vielen Scheiben eine gute Rundumsicht. Die Seitenspiegel kann man durch Schulterblicke ersetzen und sogar nach oben hat man einen guten Blick.

Autor Felix Strohbach hinter der Scheibe des Glasdachs im elektrischen Kleinwagen von Opel
Das Glasdach ist immer inklusive und lässt den Innenraum größer wirken. © Alexander Bonn / Opel

Über dem Glasdach des elektrischen Kleinwagens ranken die Wolkenkratzer Frankfurts in den Himmel und verschwinden im Nebel. Vereinzelt schaffen es Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke und durch das Glasdach. Warm wird es auch mit aktiver Scheibenheizung nicht. Immerhin ist der Opel Rocks-e komplett geschlossen und schirmt den kalten Fahrtwind ab. Bei anderen elektrischen Leichtfahrzeugen bleiben die Seiten oft serienmäßig offen, zum Beispiel im Renault Twizy (Mehr dazu im Erfahrungsbericht: Sieben Jahre mit dem Twizy). Durch das Glasdach hat man nicht nur einen guten Blick, sondern es fällt auch viel Licht in den Innenraum. Dadurch wirkt das kleine E-Fahrzeug geräumiger, als man es von außen erwarten würde.

Der Innenraum des Opel Rocks-e
Im Basismodell sind die Handyhalterung und die gelben Elemente nicht enthalten. © Opel

Platz für Reisekoffer und Bluetoothbox

Hinter dem verstellbaren Fahrersitz, im Fußraum des Mitfahrenden und auf der Armatur ist Stauraum für Einkäufe und Gepäck. Praktisch sind die integrierte Smartphonehalterung und die runde Aussparung für eine Bluetooth-Lautsprecherbox hinter dem Lenkrad. Wer allein fährt, kann auch den zweiten Sitz beladen und die Ladung mit einem Dreipunktgurt sichern. Denn mit dem Opel Rocks-e macht auch das dynamische Kurvenfahren Spaß, für nennenswerte G-Kräfte reichen die maximal 9 kW Motorleistung aber nicht.

Im Innenstadtbereich kommt der Opel Rocks-e kaum auf seine Höchstgeschwindigkeit. Überall sind 30er und 40er Zonen und der Verkehr fließt ohnehin zäh durch die hessische Metropole. Nur wer den Stadtkern verlässt, wird zum Verkehrshindernis, denn die Geschwindigkeit ist auf exakt 45 km/h begrenzt, genau wie beim Weezl 4.0 (Mehr dazu: Trocken durch die Stadt). Durch diese Beschränkung fällt das elektrische Leichtfahrzeug in die Führerscheinklasse AM und darf bereits mit 15 Jahren gefahren werden. Hinzu kommt, dass es lediglich ein Versicherungskennzeichen braucht. Das spart Geld und schont die Reichweite.

Der Opel Rocks-e rollt durch die Stadt
Platzsparend und günstig: Der elektrische Kleinwagen ist perfekt für die Stadt. © Alexander Bonn / Opel

Der elektrische Kleinwagen mit kleinem Akku und „großer“ Reichweite

Bis zu 75 Kilometer Reichweite verspricht Opel und das mit einem 5,5-kWh-Akku. Der Akku in einem Mini Cooper SE ist fast sechsmal so groß, die Reichweite nicht (Mehr dazu: Mini Cooper SE: Kein Auto für die Stadt). Als der Akkustand unter 60 Prozent fällt, fängt der Opel Rocks-e an zu rekuperieren. Wie viel Energie tatsächlich zurückgewonnen wird ist nicht ersichtlich. Für das One-Pedal-Driving (das Fahren mit einem Pedal) ist die Bremswirkung der Rekuperation zu gering. Wenn ich stehen bleiben will, muss ich kräftig ins Bremspedal treten. Bei meiner Fahrt durch Frankfurt bekomme ich den Akku nicht leer. In maximal 3,5 Stunden hätte ich ihn aber an jeder Steckdose wieder vollladen können. Ein drei Meter langes Kabel ist in die Beifahrertür integriert.

Opel Rocks-e von hinten in Frankfurt
Von hinten wie von vorn: Durch dieses effiziente Design wird Geld in der Produktion gespart. © Alexander Bonn/Opel

Fazit: Unschlagbarer Preis

Trotz überschaubarer Leistung und wenig Komfort musste ich im Opel Rocks-e immer wieder grinsen und auch beim Parken hatte ich Spaß. Mit 2,4 Metern ist das elektrische Leichtfahrzeug kürzer als ein Smart und kommt in beinahe jede Lücke, sogar quer. Allerdings sollte man sich vor dem Rückwärtsfahren zweimal versichern, dass der richtige Gang eingelegt ist, denn die Knöpfe reagieren nicht immer beim ersten Mal.

Der Opel Rocks-e ist nicht perfekt, aber die Konkurrenz ist es auch nicht. Der dreirädrige Kabinenroller Carver ist mit seiner Neigetechnik deutlich gewöhnungsbedürftiger (Mehr dazu: Elektrischer Kabinenroller Carver im Test) und beim Renault Twizy bleiben die Seitenscheiben immer offen, dafür gibt es eine 80-km/h-Variante. Nebeneinandersitzen wie im Opel Rocks-e kann man in beiden Fahrzeugen nicht. Neue Konkurrenz könnte noch dieses Jahr aus der Schweiz kommen. Der elektrische Kleinwagen Microlino wird ähnliche Maße haben, aber mehr Komfort, Reichweite und Leistung bieten. Aber: Mit einem Einstiegspreis von 7990 Euro wird der Opel Rocks-e vorerst konkurrenzlos bleiben.

Der elektrische Kleinwagen Operl Rocks-e von vorne
Günstiger als die Konkurrenz: Twizy und Carver sind teurer. © Alexander Bonn / Opel

Disclaimer: Ich konnte den Opel Rocks-e im Rahmen eines Presseevents für ein paar Stunden in Frankfurt testen. Der Hersteller hatte keinen Einfluss auf diesen Beitrag.

Share on facebook
Share on twitter
Share on email
Share on telegram
Share on whatsapp
Mobile Wanderbäume in Wien
Im Alltag
Felix J. Strohbach

Mobile Bäume für die Kühlung der Stadt

Betonierte Straßen und gepflasterte Plätze heizen sich im Sommer ungebremst auf. Die Lösung: Mobile Bäume, die die Stadt kühlen.

E-Autos für unter 25000 Euro: Der neue Citroën ë-C3
Im Alltag
Felix J. Strohbach

E-Autos für unter 25.000 Euro

Für viele Menschen in Deutschland sind Elektroautos noch zu teuer. Tatsächlich findet man momentan kaum einen elektrischen Neuwagen unterhalb der 25.000-Euro-Marke. Nächstes Jahr könnte sich das ändern.

Die elektrische Vespa am Straßenrand
Am Wochenende
Felix J. Strohbach

Mit einer leisen Vespa durch Italien

Verchromte Seitenspiegel und ein großer runder Scheinwerfer: Die Vespa Elettrica bleibt dieser Linie treu, verzichtet aber auf den Gestank von Öl und das Knattern eines Zweitakters.

Sänger Wincent Weiss springt von einer Mauer neben dem ID. Buzz
Am Wochenende
Felix J. Strohbach

Ladepause mit Wincent Weiss

Sänger Wincent Weiß ist ständig auf dem Sprung. Auch wenn er ein Fan von lauten Verbrennungsmotoren ist hat er die Elektromobilität für sich entdeckt. Warum? Das hat er mir in einer Ladepause verraten.